Geschichte des Dirndldrahn

Plattln und Drahn im Gauverband I

Sucht man nach den Ursprüngen des sich drehenden Dirndls, findet man die Ansätze hierzu im ursprünglichen Schuhplatteln als Werbetanz, in dem Drahn und Platteln untrennbar verbunden sind. So zitiert Prof. Horak Albert Czerninskys "Brevier der Tanzkunst" (1879) wie folgt:

"Es ist ein Ländler für nur ein Paar, wobei das Mädchen mit sittig gesenkten Augen still sich fortdreht, der Bursch indes sie umkreisend auf allerlei Weise seine Freude und Liebe ausdrückt. Er stampft mit den Füßen, klopft mit den Händen nach dem Takte der Musik auf Schenkel, Knie und Fußabsätze...".

Andere historische Texte liefert die bereits erwähnte Ritterdichtung "Ruodlieb" von 1050 und die Augsburger Allgemeine von 1859: "[...] wie eine surrende Spindel um sich selbst dreht [...] in der Mitte des Kreises springt der Bub"; eine Beschreibung, wie sie heute kaum besser passt.

Die gegenwärtige Form des Dirndldrahns entwickelte sich, wie das heutige Schuhplatteln, aus den Mitte der zwanziger Jahre aufgeblühten Vereinspreisplatteln. Dabei legt heute eine gute Dreherin in den südöstlichen Gauverbänden (Gauverband I, Chiemgau-Alpenverband, Bayerischer Inngau-Trachtenverband) besonderen Wert auf ihren Rock, der während des flotten Drahns auf den Zehen fast waagrecht liegt und deutlich einen Reif von 8 cm bis Handbreite erkennen lässt. In den anderen Gauverbänden, in denen das Dirndldrahn ebenfalls gepflegt wird, dreht die Tänzerin vorwiegend auf dem Schuh-Absatz und der Drahrock hat eine Glockenform.

Mit aufrechter Körperhaltung bewegt sich das Dirndl drehend zum Takt der Musik im Kreis und entfaltet die ganze Schönheit der Dirndltracht, ob Mieder- oder Volkstracht. Die vollendete Form des Dirndldrahns ruft bei jedem Zuschauer Bewunderung und Anerkennung hervor, und wer jemals einen Dirndlplattler - diese zusammengefasste Kraft aus Tanzen, Platteln und Drahn - gesehen hat, weiß den wertvollen Beitrag, den die Dirndln zu dieser großartigen Selbstdarstellung leisten, zu schätzen und zu würdigen.