Preisplattln
Schuhplattln und Dirndldrahn lernt man nicht von heute auf morgen. Viele Übungsstunden sind nötig, um einen nach Melodie gut sitzenden Schlag und eine entsprechende Körperhaltung beim Platteln zu beherrschen.
Ein ähnlicher Aufwand ist auch beim Dirndl erforderlich, bis sie sich auf einer kleinen Fläche (Bühne oder Tanzboden) schwindelfrei und sauber im Kreis drehen kann. Dieser Aufwand ruft das natürliche Bedürfnis hervor, das erzielte Leistungsvermögen untereinander zu vergleichen, um schließlich einen Sieger oder Siegerin zu ermitteln.
Solche Leistungsvergleiche findet man in den Vereinschroniken schon zur Gründerzeit der Trachtenvereine. So erhielten im Gauverband I, dem ältesten Gauverband im Bayerischen Trachtenverband, die bei den Preisplatteln am 21.08.1892 in Traunstein und am 6.08.1893 in Reichenhall ermittelten Sieger als Preise n Lorbeerkränze. Das erste Verbandspreisplattln im Gauverband I wurde am 19.08.1906 in Endorf durchgeführt, wobei ein gewähltes Preiskomitee das Einzel- und Gruppenplatteln bewertete.
Auch in den anderen Gauverbänden, in denen das Schuhplattln und Dirndldrahn gepflegt wird, entwickelten sich im Laufe der Jahre Vereins- und Verbandspreisplattln nach bestimmten Richtlinien und Wertungsmethoden. Der hohe Leistungsstand erfordert dabei von den Preisrichtern entsprechende Kenntnisse und Ausbildung für ihr schwieriges Amt. Dazu führen die Gauvorplattler oder gewählte Preisrichter-Obmänner regelmäßige Preisrichterschulungen durch, um Veränderungen im Wertungsmaß zu erläutern und abzusprechen. Bei der Punktvergabe wird u.a. besonders auf vollständige und saubere Tracht sowie auf ein exaktes Plattln und Drahn geachtet.
In den Gauverbänden unterscheidet man nach Vereins-, Gebiets- und Gaupreisplatteln, wobei letztere einen Größenumfang erreichen, dessen zeitliche Bewältigung nur eine zahlenmäßige Teilnahmebeschränkung erlaubt. Gauübergreifend finden zudem gauoffene Preisplattln und seit 2002 das „Preisplattln um den Bayerischen Löwen“ statt. Beides sind regionale Veranstaltungen von Gauverbänden mit ähnlichen Plattler- und Drahstilen und einem eigens entwickelten Punktesystem, um eine gerechte Bewertung der Teilnehmer zu erreichen. Vorrangige Aufgabe jedes Gauverbandes sollte jedoch die Förderung der unterschiedlichen regionalen Plattler- und Drahstile sein, um die ‚Rass’ dieser überlieferten Tradition zu bewahren und sie ‚mit Schneid, Stolz und Würde’ zu präsentieren.