Gut Ding braucht Weil.

Diese Redewendung ist auch bei der Entstehung der „Erneuerten Historischen Tracht“ im Trachtenverein D`Lobachtaler in Seeg (Oberer Lechgauverband) anzuwenden. Schon vor vielen Jahren hatte die damalige Trachtenwartin Ute Baur Musterärmel geschneidert, um die Aktiv-Tracht der Föhla mit langen Ärmeln zu bereichern. Doch dieses Vorhaben verlief  sich damals im Sand.

Mit dem Ziel, eine Frauentracht für aktive und passive Trachtenträgerinnen zu entwerfen, brachten sechs Frauen vor rund drei Jahren den Stein ins Rollen und gingen sogleich ans Werk, um dieses besondere „Gwand“  bis zum Gaufest 2013 zu verwirklichen.

Nach der Suche nach alten Bildern wurden sie in der Gemeindechronik fündig. Die Bildausschnitte,  die sie als Vorlage für die neu zu entwerfende Tracht verwendeten, stammen von Votivtafeln aus der Kapelle St. Magnus in Vordersulzberg aus den Jahren 1741/1778.

In enger Zusammenarbeit mit Frau Höde, von der Trachtenkultur Beratungsstelle in Krumbach, konnte dann 2011 an einem Info-Abend die geplante „Historische Tracht“ vorgestellt werden:

Der Spenzer, mit Schößchen und blasengereiten Ärmel, ist aus einem gemusterten Wollstoff, dazu wird ein einfarbigen knöchellanger Rock passend zum Oberteil, ebenfalls aus Wollstoff, und eine farblich abgestimmte gestiftelte Schürze aus Seide oder Halbseide,  getragen. Der Halsausschnitt des Spenzers ist mit aufwendigen handgefertigten Rüschen und Perlen nach Belieben verziert. Für die Notwendigen Kleinigkeiten wird ein Pompatour aus dem gleichen Stoff genäht, verziert mit Rüschen wie am Halsausschnitt. Der Kopfschmuck, entweder ein Hut aus Velour mit schwarzen Quasten und auf´s Gwand farblich abgestimmte Satinbänder mit Webborte, oder  eine handgefertigte  Radhaube mit geklöppelter Gold- oder Silberspitze und das Bödele mit Silber oder Gold bestickt, macht die Tracht zusammen mit einem Collier oder einer Kropfkette  komplett.
 
Weitere sechs Frauen fanden Gefallen an dieser Tracht, sodass in zwei aufgeteilten Nähgruppen, unter der Anleitung von der Trachtenschneidermeisterin Christine Thieme (ehem. Gautrachtenwartin) an mehreren Abenden genäht wurde. Was von Hand genäht werden konnte, wurde auch von Hand genäht.

Rechtzeitig fertig zu ihrem Gaufest 2013 trugen die zwölf Frauen stolz ihr handgenähtes Gwand. So entstand mit viel Liebe bis ins Detail die erneuerte Historische Tracht für Seeg.

Gut Ding braucht eben Weile.

Hubert Frühholz