Der Schalk, das Röckigwand und das Kasettl
Diese drei reichlich kunstvoll verzierten Trachten, werden von den verheirateten Frauen zu hohen Festen getragen. Diese Kleider sind im Gauverband Nordamerika eine Rarität, jedoch in Bayern und Tirol sind sie ein Bestandteil der Trachtenkultur und Tradition. Alle drei Kleidungsstücke zeigen von Reichtum und Stand und werden von reichen Bauersfrauen oder Bürgerinnen getragen. Die schwarze Farbe für diese speziellen Kleidungstücke ist in der mehr als hundertjährigen Tradition verwurzelt, da um die Jahrhundertwende Frauen in schwarz geheiratet haben. (Hier muss noch darauf hingewiesen werden, daß mit Schalk, Kasettl oder Röckigwand nicht getanzt wird)
Der Schalk
Die Tracht, wie wir sie heute kennen, hat sich aus der strikten Kleidungsvorschrift des 18. Jahrhunderts entwickelt, die streng eingehalten wurde, um den Stand der Bevölkerung zu erkennen. Was „echte“ Tracht ist, wurde erstmals 1905 schriftlich festgehalten. Der Schalk wurde erst nach dem II. Weltkrieg schriftlich als Tracht aufgenommen, obwohl er schon viel länger getragen und gepflegt wurde. Die Beliebtheit des Schalks ist seitdem sehr gewachsen. Er wird bei trachten- religiösen und festlichen Anlässe getragen.
So was ist den eigentlich der Schalk? Ein reichlich und kunstvoll verziertes Kleidungsstück, das als Hochzeitskleid sowie zu hohen festlichen Feiertagen von den reichen Bäuerinnen und Bürgersfrauen getragen wird. (Gegenwärtig wird der Schalk auch von ledigen traditionsbewussten Frauen getragen.)Das Oberteil des Schalk (auchSchalk Janker) und der Rock (auch Kittl) genannt, wird aus Seidenbrokat (Seide mit eingewebtem Muster) gefertigt. Man trägt einen farbigen Fürta (Schürze). Ein in Falten gelegtes Tuch der gleichen Farbe kann, aber muss nicht, dazu getragen werden. Für die Garnier (um den Hals- und Rückenausschnitt) werden ca. 50 Meter Spitze und 4 Meter Stoff in aufwendiger Handarbeit, in Rüschen oder engen Falten gelegt, verarbeitet. Die oberen Ärmel sind gesmokt und in enge Fältchen gelegt oder mit Rüschen versehen und sind am Ende mit Perlenknöpfen und Spitze abgeschlossen. Unter dem Schalk trägt man das Schmiesei, einen weißen mit Spitze besetzten Vorstecker. Darüber das in feine Falten gelegte Dreick-Tuch, das dann hinten im Ausschnitt mit zwei Silber-Nadeln am Schalk befestigt wird. Der Schnitt des Schalk ist basierend auf dem Spenzer, jedoch anstelle des flachliegenden Schösserl, ist dieses aus Seide und Spitze gefertigt und ist 4fach gefaltet. Eine Besonderheit ist die goldene Schalkkette, die über die Rückenverzierung gelegt und vorne am Schmiesei mit einer Brosche gehalten wird. Die Aufwendigkeit und Detailarbeit zeigt, wie viel Material verwendet wurde, was auch den Status der Trägerin zeigt – je mehr Material um so teurer der Schalk. Zum Schalk wird der Schnürhut, ein schwarzer Hut mit Gold-Schnur und Gold-Quasten, getragen.
S’Röckigwand
unterscheidet sich in mehreren Punkten vom Schalk, und im Detail, Material, und Aufwendigkeit der Handarbeit vom Kasettl. Das Röckigwand ist aus ungemusterter Seide oder Seide-Baumwoll-Gemisch gefertigt. Der Vorstecker ist mit Spitze besetzt und wird mit kunstvoll goldbestickter gefalteter Seide, links und rechts über der Schulter sorgfältig eingelegt. Es hat kein Schößl wie der Schalk, und es wird ohne Tuch getragen. Mit dem Röckigwand trägt man den Priener Hut mit den langen Brokatbändern oder mit Spitze verzierten Bändern, die bis zur Unterkante des Rocksaumes reichen.
S´Kasettl
wird im Gebiet des Inntales getragen, in Bayern sowie in Tirol (Österreich). Das Kasettl wird aus feinem Seidenbrokat gefertigt, ähnlich wie der Schalk, und ist mehr verziehrt als das Röckigwand. Wie beim Röckigwand, wird auch hier der Vorstecker und die sehr fein mit Goldfaden und Perlen bestickten Einsätze links und rechts über die Schulter im Ausschnitt eingelegt getragen.
Es wird kein Tuch getragen statt dessen ist die Auszier (=die Rüschen und Spitzenmuster entlang dem Ausschnitt und am Rücken) höher an der Nackenlinie.
Es wird angenommen, daß das Kasettl mehr als zweihundert Jahre alt ist und, ähnlich wie der Schalk, innerhalb der Familie vererbt wird. Es ist enganliegend geschnitten, genau wie auch der Schalk, und hat seinen Namen vom Korsett. Im allgemeinen wird es aus Seidenbrokat oder Seidengeorgette in schwarz, dunkelgrün, braun oder burgundrot gefertigt wie ein Kleid, daher auch kein Schößl wie beim Schalk. Eine sehr gut geschulte Schneiderin benötigt ungefähr 100 Stunden um ein komplettes Kasettl zu nähen. Die Kosten dafür muss man mit Euro 8.000,00 oder mehr veranschlagen und die Fertigung kann bis zu einem halben Jahr dauern
Hans Habereder mit Hanna Habereder
D’Würmtaler Menzing, Trachtenverein Alt Rosenheim, Die Gemütlichen Schuplattler Anaheim USA.