Warum behalten die Trachtler im Wirtshaus den Hut auf?
Zum Versuch, diese Frage zu beantworten, müssen wir uns in Zeiten zurückversetzen, als es noch Kleiderordnungen gab, als die "Obrigkeit" noch vorschrieb, wer welche Art von Kleidung tragen darf oder muss, vor allem, wer bestimmte Kleidungsstücke nicht tragen darf. In Zeiten der großen Standesunterschiede (Adel, Klerus, Bürgerschaft, gemeines Volk, Unfreie) erkannte man schon am Gewand, welcher "Art Mensch" der oder die Träger bestimmter Kleidung angehörten.
Dazu gehört natürlich auch die Kopfbedeckung.
- Der freie Mann durfte einen Hut tragen (je größer, desto mehr Macht sollte dargestellt werden (bei kirchlichen Würdenträgern, Militär usw.).
- Der unfreie Mann mußte sein Haupt bar tragen oder seine Mütze oder Kappe immer ziehen, sobald er auf jemand trifft, der "höhergestellt" ist.
- Verurteilten oder Ausgestoßenen wurden sogar die Haare geschoren (daher der Ausdruck: die "Gscherten", welcher oftmals gegenüber Mitmenschen angewandt wird, die sich daneben benehmen).
Demnach war der Hut das Zeichen des freien Mannes, diese Tradition pflegen viele Trachtler (und auch andere Männer) und behalten den Hut auf, außer beim Essen (aus Ehrfurcht vor der Speise), in der Kirche und beim Beten (aus Ehrfurcht vor dem Herrgott und am Grab (aus Ehrfurcht vor dem Tod).
Walter Weinzierl