Kaschmirschal und Paisleymuster
Kaschmir-Schal und Paisleymuster - Tradition einer Textilkuns
Das Weben von Kaschmirschals gehört wohl zur feinsten Form der Textilkunst.
Schon zu Regierungszeiten des Mogulkaisers Akbar ( 1556 - 1605 ) wurde auf die Beliebtheit dieser Schals als wertvolles Geschenk hingewiesen.
Damals wurden im Kaschmirtal bereits über 100 Jahre lang Wollschals gewebt.
Der klassische Kaschmirschal, eigentlich ein großes Umschlagtuch, war unter dem Namen Kani und Jamawar bekannt. Er wurde aus Pashmina-Wolle gewebt, dem feien weichen Unterhaareiner zentralasiatischen Bergziegen-Art. Dabei gab es in Kaschmir selbst keine Pashminaproduktion, sondern die Wolle wurde immer aus Tibet oder dem chinesischen Turkestan eingeführt. Es gab zwei Qualitäten von Pashmina-Wolle, wobei die feinste als "asli tus" bezeichnet wurde und von Wildziegen stammte.
Charakteristisch für die Cashmerewolle ist ihre feine, weiche, glänzende Qualität und ihr geringes Gewicht.
Einer der ersten, der die in Kaschmir ansässigen Schalwebereien kennenlernte, war Francois Colbert, der anlässlich des Anschlusses Frankreichs an die East-Indian Company 1664 durch das Hochgebirgsland reiste.
Seinen Reiseberichten zufolge waren an der Herstellung von Kaschmirschals ausschließlich Männer beteiligt. Der Zeichner entwarf das Modell, der Tarah-Guru benannte die Fäden, las die Zeichnung von unten nach oben und bestimmte jede Farbe der entsprechenden Anzahl von Kettfäden, die über die Webspule gehen mussten, der Talim-Guru war der Modellmeister, der diese Angaben in herkömmliche Zeichen übersetzte. Die Weber saßen jeweils nebeneinander vor demselben Handwebstuhl und hatten diese Übertragung, Talim genannt, ständig vor Augen. Sie verwendeten ein zweifach gezwirntes Garn, das in einer 2:2 Köperbindung in Gobelintechnik gewebt wurde, wobei sie beim jeweiligen Farbwechsel die entsprechenden Fäden miteinander verschlauften: Diese Technik wurde als die sogenannte "Bobinet-Technik" berühmt. Deshalb sind diese Schals alle rückseitig gewebt. Um die Kosten zu senken und um Zeit zu sparen, ging man ab 1803 dazu über, die komplizierten Muster aufzusticken.
Die Garne wurden mit reinen Pflanzen- und Naturfarben eingefärbt. Je komplizierter das Muster war, desto teurer war das Endprodukt.
Die Muster der frühen Cashmere-Schals entlehnten ihr Formenrepertoire der Pflanzenwelt. Sie beschränkten sich auf Blüten und Palmblätter. Die Palmette als nie verwelkende, sich ständig erneuernde Vegetationsspitze der Dattelpalme stellt gleichermaßen ein Lebensbaum-Motiv dar. Das zweite charakteristische Muster ist das orientalische Mirabota-Motiv, das einer Pinie, einem Föhrenzapfen, einer Träne, Birne oder Mangofrucht ähnelt.
Diese Pinienform ist als Einzelmotiv und als fortlaufende Bordüre gebräuchlich. Sie war auf persischen und russischen Tüchern sehr beliebt. Paisley ist eines der ältesten Muster der Mode.
Es lässt sich bis nach Persien um 1500 zurückverfolgen.
Im 17. Jahrhundert kam Paisley durch die britische East Indian Company nach Europa. In Frankreich gab es in einigen Regionen bereits 1746 eine Textilindustrie, die ausschließlich Paisleymuster herstellte.
Im 19. Jahrhundert wuchs die Paisley-Produktion immer weiter, vor allem in der schottischen Stadt Paisley, wovon der moderne Name der Musters abgeleitet ist.
Königin Victoria fand Gefallen an mit Paisleymuster bestickten Tüchern aus Indien und kreierte damit einen Modetrend. Da sich die wenigsten das aus kostbaren Materialien hergestellte Original leisten konnten, produzierten geschäftstüchtige schottische Weber Paisley-Schals wesentlich billiger auf Jacquard-Webstühlen aus heimischer Wolle. Traditionell ist das Muster in verschiedenen Rot-Tönen ausgeführt. Inzwischen kommen Paisleys in allen möglichen Farben vor. Das Muster ist nach wie vor beliebt und ist auf vielen Stoffen zu finden. Heute wird es nicht mehr gestickt, sondern vorwiegend gewebt oder gedruckt.
Mehrere hundert Muster auf Decken und Tüchern, sowie traditionelle Webstühle sind im Paisley Museum & Art Gallery in der Highstreet in Paisley ausgestellt.